Die Astrologie spielte unter den europäischen Gelehrten des 15. und 16. Jahrhunderts eine herausragende Rolle. Dank grundlegender Studien hat die Astrologie im Italien der Renaissance klare Konturen erhalten. Ein vergleichbares Bild für Deutschland fehlte bislang. Unklar war, wie viele deutsche Astrologen dieser Zeit den Blick zum nächtlichen Himmel richteten und vor allem, was sie dort sahen, welche Erkenntnisse sie gewannen, mit welchen Kategorien sie diese bewerteten und für welche Zwecke sie sie verwendeten. Nicht minder unklar waren der wissenschaftliche Diskurs über Astrologie, ihre Anthropologische und naturphilosophische Legitimierung, ihr universalhermeneutischer Anspruch, ihre Präsenz in der Politik und in den Universitäten, ihr Gebrauch in der ärztlichen Praxis, ihr Konflikt mit der Theologie.
Das Buch von Claudia Brosseder geht neben anderen diesen Fragen nach und rekonstruiert, ausgehend vom Wittenberger Kreis, das Phänomen der deutschen Astrologie im 16. Jahrhundert in seiner Komplexität.