Fazil Says Balladen sind romantisch nachsinnende Klavierstücke mit versteckten literarischen und biographischen Bezügen. Die erste, nur auf den weißen Tasten zu spielende Ballade "Nazim" erinnert an den bekannten türkischen Schriftsteller Nazim Hikmet (1902-63). Inspiriert von kommunistischem Gedankengut (und aus diesem Grund in der Türkei mehrfach verfolgt und inhaftiert) hatte dieser sich 1921 aus Instanbul nach Anatolien zurückgezogen, um Kontakt zum "einfachen Volk" zu finden. Die Übersetzung des türkischen Worts "Kumru", des Titels der zweiten Ballade, ist "Taube". Zugleich ist "Kumru" ein in der Türkei überaus beliebter Mädchenname. "Sevenlere Dair" bedeutet übersetzt "Für die Liebenden". In beiden Balladentiteln bezieht sich Fazil Say auf die orientalische Tradition des Minnesangs: "Das Halsband der Taube. Von der Liebe und den Liebenden" heißt das bereits im Jahr 1030 in Spanien geschriebene, bis heute berühmte Traktat von Ibn Hazm al-andalusi, der auch als "Ovid der Araber" bezeichnet wird.