1 | Hans J. Markowitsch: Tätergehirne - Über die Neurologie des Verbrechens
Sendung: 30.03.2008, SWR2, Redaktion: Ralf Caspary
Hört man in den Medien von Menschen, die etwas Ungeheuerliches getan haben, die etwa Mehrfachmörder sind, stellt sich die Frage, was eigentlich aus einem Menschen ein triebgesteuertes, brutales Wesen macht. Ist es die Umwelt oder die neurologische Disposition? Sind bestimmte Hirnstörungen ursächlich für kriminelles Verhalten?
Heute versucht man mit neuen bildgebenden Verfahren, das Innere des Gehirns anschaulich zu machen, und manche Hirnforscher meinen, sie könnten anhand des neurologische Befundes voraussagen, ob aus einem Jugendlichen mit einer bestimmten neurologischen Störung im Erwachsenenalter ein Krimineller werden wird. Es gebe dazu mittlerweile genügend Kenntnisse über die Funktion und Anatomie des Verbrechergehirns. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, sagt der Bielefelder Hirnforscher Professor Hans J. Markowitsch. Zwar steuert das Gehirn unser Verhalten, allerdings prägen Umwelteinflüsse wiederum die neurologischen Strukturen. Das nennt man Neuroplastizität. Hans J. Markowitsch stellt dar, warum aus normalen Menschen Mörder werden können.
2 | Hans J. Markowitsch: Das Ich und seine Vergangenheit - Wie funktioniert das Gedächtnis?
Sendung: 21.08.2005, SWR2, Redaktion: Ralf Caspary
Das Gedächtnis verbindet Einzelphänomene zu einem Ganzen. Hätten wir diese Bindekraft nicht zur Verfügung, wäre alles, was uns widerfährt, immer wieder neu und unbekannt - Mitmenschen, Dinge, Ereignisse. Erst durch diese Eigenschaft unseres Gehirns konstituieren wir uns als Personen mit einer Biografie, zudem gelingt es uns, Verstandenes und Gelerntes zu behalten und anzuwenden. Es liegt auf der Hand, dass diese Fähigkeit evolutionär von großem Vorteil war, um Feinde wieder identifizieren zu können, um zu wissen, welche Pflanzen schmackhaft, welche giftig sind. Hans J. Markowitsch erläutert, welche Instanzen und Regionen in unserem Gehirn welchen Dienst für uns leisten und was passiert, wenn sie gestört sind. Entscheidend dabei ist, dass unser Gehirn nicht wie ein Archiv funktioniert, in dem alles genau so abgespeichert ist, wie wir etwas erlebt haben, wir vielmehr mit den Inhalten unseres Gedächtnisses arbeiten, sie beim Erinnern neu interpretieren und verändern.