Sehr verehrter Herr.
Indem Sie sicher begreifen werden, daß nicht alles,
was aus der Feder eines Vielbeschäftigten springt, abdruckbar
und kunstkritikwiderstandbar sein kann,
schicke ich Ihnen im Drang der Geschäfte, womit ich
mich überhäuft erblicke, vier neue Prosastücke und
grüße Sie eifrig, d.h. aus einem gewissen Eifer heraus,
hochachtungsvollst
Ihr sehr ergebener
Robert Walser [an Otto Pick, 29.11.1926]
»Robert Walsers Prager Reinschriftmanuskripte zum
ersten Mal kritisch ediert«
Mit den Prager Manuskripten erscheint der erste
Band der Abteilung V der Kritischen Robert-Walser-
Ausgabe, in der die Manuskripte zur kleinen Form
nach Standorten zusammengefasst präsentiert werden.
Der vorliegende Band versammelt 103 Reinschriftmanuskripte,
die heute im Museum der Tschechischen
Literatur bewahrt werden. Sie wurden fast
alle in der Prager Presse gedruckt. Die in deutscher
Sprache erscheinende tschechische Zeitung veröffentlichte
so viele Beiträge Walsers wie kein anderes Blatt;
zwischen 1925 und 1937 erschienen hier mehr als zweihundert
Texte.
Die Handschriften sind in Originalgröße faksimiliert,
einer diplomatischen Umschrift gegenübergestellt
und mit einem Kommentar zur Entstehung und
Datierung versehen. Im Zusammenspiel mit der Edition
der Zeitungsdrucke in der Prager Presse (KWA
III 4) und der Mikrogramme in der Abteilung VI - zu
fast allen der in Prag gedruckten Texte sind mikrographische
Aufzeichnungen erhalten - erlaubt dieser
Band den Nachvollzug von Walsers Arbeitsweise ab
Mitte der 1920er-Jahre und damit einen Einblick in
sein spezifisches Schreibverfahren für das Feuilleton.