Jeremias Gotthelf ist bekannt durch seine grossartigen Erzählungen. Er hat uns Menschen und Geschehnisse aus dem Emmental lebendig vor Augen gemalt. Später sind die bekanntesten seiner Werke verfilmt worden. Trotz veränderten Zeiten finden wir uns auch heute noch in den prägnanten Charakteren wieder. Dabei zeigt sich ein grosses Spektrum von gutem und problematischem Verhalten: von Geiz bis Grosszügigkeit, von Eigensinn bis Hingabe, von Hinterlist bis Treue. Dazu gehören in Gotthelfs deftiger Sprache kräftige Ausdrücke und eine gehörige Portion Humor.
Mit dem "anderen" Gotthelf soll ein für ihn wichtiges, aber oft wenig beachtetes Anliegen ins Licht gestellt werden: Die Religion, der gelebte christliche Glaube, erweist sich als Mitte und lebensgestaltende Kraft des familiären und gesellschaftlichen Zusammenlebens. Solcher Glaube nährt und bewährt sich in Herausforderungen und Konflikten. Ohne diesen Glauben fehlt der Zusammenhalt in den Häusern und im öffentlichen Leben; vieles bricht auseinander, und die angebliche Freiheit wird zum Kampf der Egoismen. Fixierungen auf Eigenes, Unzufriedenheit und das grenzenlose Streben nach mehr und angeblich Besserem führen ins Elend. Beides zugleich zeigt sich eindrücklich und unterschiedlich ausgeprägt in den verschiedenen Erzählungen.
Gotthelf schrieb seine Werke in Zeiten grosser Umwälzungen. Ihre Botschaft hat heute in unserer, ebenso herausfordernden Zeit nichts an Bedeutung verloren. Die geniale Verbindung von Erzählung, Verkündigung und Belehrung bei Gotthelf bringt der Autor, Beat Weber, zur Geltung. Hören wir neu auf Gotthelfs Worte - und durch sie auch auf Gottes Reden.