SIEBZIG JAHRE nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) wird die Fehlentwicklung der internationalen Menschenrechte und der zu ihrem Schutz geschaffenen Institutionen immer offenkundiger. Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Dokumente des UN-Menschenrechtsausschusses und anderer UN-Ausschüsse, Stellungnahmen akademischer Menschenrechtsexperten sorgen unter Normalbürgern für immer grösseres Befremden: mit neugeschaffenen "Rechten" auf Abtreibung, Euthanasie, Pränataldiagnostik, Leihmutterschaft, gleichgeschlechtliche Ehe, u.s.w. wird ein neuartiger Moralkodex mit universellem Geltungsanspruch postuliert und mit bürokratischen Methoden durchgesetzt, der dem sittlichen Empfinden der meisten Menschen nicht entspricht.
Mit dem vorliegenden Buch gelingt es Grégor Puppinck, die tieferen Gründe dieser verstörenden Entwicklung deutlich herauszuarbeiten. Bereits bei der Erarbeitung der Grundlagentexte in der unmittelbaren Nachkriegszeit trat ein Konflikt zweier unterschiedlicher Menschenbilder zutage, der bis heute fortwirkt und immer sichtbarer wird: dem christlich inspirierten Personalismus eines Jacques Maritain steht der neo-gnostische Humanismus eines Julian Huxley gegenüber. Aus diesen einander widersprechenden Menschenbildern folgen grundlegend unterschiedliche Auffassungen über die Menschenwürde und die aus ihr abzuleitenden Menschenrechte.
Die neo-gnostische Sicht des Menschen scheint heute die Vorherrschaft erlangt zu haben, doch wird sie, wenn ihr kein Einhalt geboten wird, schon sehr bald auf die bereits von C. S. Lewis befürchtete "Abschaffung des Menschen" hinauslaufen.