Obwohl die Mehrsprachigkeit eines der grundlegenden Themen der neueren Schuldidaktik ist, liegen nur wenige konkrete Auseinandersetzungen zum Vergleich zwischen dem Deutschen und den schulisch unterrichteten Fremdsprachen vor. Häufig beziehen sich die Vorschläge zur Mehrsprachigkeit auf diejenigen Sprachen, die die Schüler neben oder anstelle von Deutsch zu Hause als Muttersprache erlernen. Solche Konzeptionen sind sinnvoll, da sie unter anderem zur interkulturellen Kompetenz und zur Reflexion über die in der Klasse vertretenen Sprachen beitragen. Allerdings ist häufig kein unmittelbarer Vergleich zwischen den beteiligten Sprachen möglich. Die Lehrkräfte verfügen in der Regel über zu wenig explizites sprachliches Wissen oder über kein Material zu den entsprechenden Sprachen. Auch beim Vergleich der schulischen Fremdsprachen untereinander gibt es nach wie vor großen Bedarf an didaktischen Konzepten. Daher möchte dieser Sammelband einen anderen Weg bestreiten und diejenigen Sprachen miteinander vergleichen, über die alle Schüler der gleichen Klasse sowie ihre Lehrkräfte auf der Basis ihrer eigenen Schulbildung verfügen. Dies sind neben dem Deutschen die lebenden schulischen Fremdsprachen mit Englisch, Französisch und/ oder Spanisch und Russisch und auch die verschiedenen Varietäten des Deutschen. Die gemeinsame Kenntnis dieser Sprachen ermöglicht ein Vorgehen, bei dem die betrachtete sprachliche Einheit nicht als Erstbegegnung stattfindet, sondern eine intensive Reflexion über die Unterschiede zwischen den Sprachen erfolgt, die sich in einem zweiten Schritt positiv auf die Sensibilisierung für Mehrsprachigkeit ausüben kann.