Wenn vom Genius Loci, vom "Geist eines Orts", die Rede ist, entsteht in den meisten Menschen ein inneres Bild von der atmosphärischen Qualität, der Gestalt und dem Wesen der gemeinten Örtlichkeit. Düfte, Farben, Klänge, Formen, die Eigenschaften des Untergrunds, der Ausblick, das spezifische Licht - all das webt eine Gestalt, die als Ganze wahrgenommen wird und die beeinflusst, was Menschen an diesem Ort fühlen, denken, aussprechen, bauen und gestalten. Warum bemühen wir heute so gern das eher altertümlich anmutende Bild eines "Ortsgeists"? Offenbar hat im Begriff des Genius Loci ein Rest einer archaischen Wahrnehmung der Erde überlebt, die als seelenvolles, mit uns aufs innigste verbundenes Gegenüber heute wieder mehr und mehr Menschen berührt. Suchen wir nach einer authentischen, unmittelbaren Beziehung zur Erde, deren Kinder wir sind, so ist der Ideenraum des Genius Loci ein guter Ausgangspunkt dafür. Das Buch nähert sich dem Genius Loci aus Sicht der Geschichte, der Philosophie, der Architektur, der künstlerischen Wahrnehmung sowie aus der geomantischen Praxis und widmet sich auch dem Begriff der Anima Loci, der "Seele des Orts".