Merana CuScyna entwirft in ihren Gedichten eine Welt, die vom nachbarlichen Zaun bis zum Tauschgut der Sprache reicht. Innensichten wechseln mit poetischen Begebenheiten und Erinnerungen. Dazwischen entwickelt sich ein Lautreichtum aus sprachspielerischen und spachergründenden Zeilen. Es tauchten Nächtebücher und vergilbte Briefe auf, die ein Leben lang getauscht wurden für das nicht Gelebte. "Zwei Zungen treffen sich täglich", so könnte das Leitmotiv lauten, das auf das Alltägliche des Nachbarschaftlichen wie das Unalltägliche der Zweisprachigkeit verweist. Wenn das Wort "total" auf seine unheilvolle Nutzung abgeklopft wird, darf Victor Klemperers "Lingua Tertii Imperii" nicht fehlen. Auf bewegende, feinfühlige Weise gedenkt Merana CuScyna dem, was verloren ging oder verloren zu gehen droht. Wie nebenbei klingen "Gänsesommer" und "Schmungks" an und deuten darauf hin, dass auch literarische Größen wie Kito Lorenc und Elke Erb in diesem facettenreichen Band zu Gast sind.