Soziale Arbeit als unmittelbare Betreuung unterstützungsbedürftiger Armer oblag seit Beginn des 19. Jahrhunderts kommunal organisierten ehrenamtlichen Kräften, die dann mit dem Elberfelder System für kleinräumig zugeschnittene Quartiere zuständig waren. Mit dem Straßburger System etablierten die Kommunen nach der Jahrhundertwende dann einen hauptamtlichen Innendienst für die administrativen und entscheidungsbezogenen Aufgaben. Die damit bestehenden Strukturen bestanden in der Weimarer Republik fort, auch wenn die sozioökonomischen und soziokulturellen Voraussetzungen für dieses Ehrenamt zunehmend erodierten. Mit der FaFü als unmittelbare Vorläuferorganisation des ASD traten dann ab den 1920er Jahren fürsorgerisch ausgebildete hauptamtliche Kräfte neben die ehrenamtlichen, um sie dann im Verlauf mehrerer Jahrzehnte weitgehend zu ersetzen. Im Ergebnis erbte damit die berufliche Fürsorge / Sozialarbeit die Nicht-Entscheidungsbefugnis des Straßburger Armenpflegers, der Dualismus von Haupt- und Ehrenamt transformierte sich zum Dualismus von Innen- und Außendienst. Denkbar und sinnvoll wurde ein allgemeiner Außendienst erst mit Entfaltung kommunaler Sozialpolitik, der Etablierung sozialer kommunaler Ämter - Jugendamt, Fürsorgeamt, Gesundheitsamt, Wohnungsamt, Erwerbslosenamt - auf der einen und einer Vielzahl spezialisierter (Besonderer) Sozialer Dienste auf der anderen Seite, als drittes, verbindendes Element in der "kommunalen Apparatur der öffentlichen Hilfe" (Vogel 1966). Das war mit dem Ausbau des Weimarer Wohlfahrtsstaates gegeben. Die Betreuung einer Familie durch mehrere unverbunden nebeneinander tätige Außendienstmitarbeiter verschiedener Ämter mit speziellen Aufgaben, das zeigte sich in den 1920er Jahren rasch, war weder fachlich (fürsorgerisch, sozialarbeiterisch) angemessen noch fiskalisch effizient. Dies war dann die Geburtsstunde der FaFü als gemeinsamer, allgemeiner Außendienst mehrerer Ämter. Erst in den 1970er Jahren erfolgte die Ersetzung der FaFü durch den ASD, der sich mit der Zusammenlegung von Innen- und Außendienst bei gleichzeitiger Dezentralisation, d. h. der Übertragung von Entscheidungskompetenzen auf die Sozialarbeiter / Sozialpädagogen, in einem zentralen Merkmal von der tradierten FaFü unterscheidet. Die Spannungen und Widersprüchlichkeiten zwischen Verwaltungs- und sozialen Fachkräften, zwischen Innen- und Außendienst, zwischen der vorrangig konditionalprogrammiert arbeitenden Bürokratie und dem vorrangig zweckprogrammierten Handeln professioneller Sozialer Arbeit wurden damit in die Organisationsform ASD und damit auch in die Soziale Arbeit verlagert (Müller / Otto 1980b, 24; Ortmann 2008). Professionelle Autonomie und Kompetenz haben ihren Preis.