Mit "Daphne, ich bin wütend" legt Bertram Reinecke einen Gedichtband vor, der vieles bündelt, was Literatur oder Kunst überhaupt ausmacht. Er betrachtet die Erfahrungen der literarischen Tradition als ein Gemeingut, das Ressourcen bereitstellt und, sei es im Privaten oder sei es in der gesellschaftlichen Wirklichkeit, einen utopischen Horizont öffnen kann. - Jenseits von Nostalgie bleibt sein oft überraschender, mitunter humorvoller Zugriff auf Vorgefundenes nicht bei "Bewährtem" stehen, sondern er experimentiert mit Sprache und erkundet neue poetische Verfahren. Der Band entfaltet damit einen Fächer unterschiedlicher Textformen, der vom leichthin gesetzten freien Vers und dem melancholischen Bonmot über klassische Baumuster wie Sonett und Pantum bis zu strengen Montagen, Mutationsformen und Lautspielen reicht. - Die Texte suchen ein lesendes Gegenüber, das unterschiedliche Formen von Geschriebenem nicht nur kontemplativ betrachten, sondern sich auch produktiv aneignen möchte.