Nela, Protagonistin des Romans "Mitgift" der kroatischen Autorin Antonela MaruSic, wächst in Split auf und wird jeden Sommer allein mit dem Fährschiff zur Großmutter auf die dalmatinische Insel Korcula geschickt. Einerseits ihre Rettung, denn ihre alleinerziehende Mutter hat keine Zeit für Gespräche, ganz anders als die Oma, die nicht nur eine nach Wildkräutern und Acker duftende Bäuerin und Bewahrerin traditioneller Rezepte, eine eigensinnige Frau, die ihre Beine schlenkert "wie ein Cowboy", sondern auch eine begabte Erzählerin ist: Die Geschichten aus ihrem von Armut geprägten Leben reichen weit zurück, bis in die Zeit des Partisanenkampfes und zum Flüchtlingslager im ägyptischen El Shatt. Doch auch Gewalt wartet auf der Insel, etwa in Gestalt des Onkels, der gern einmal zum Gürtel greift, wenn das Kind nicht spurt. Schon früh keimt Widerstand in Nela: Sie schwört Rache, will ihre Herkunft hinter sich lassen - indem sie Schriftstellerin wird.
In einem unverwechselbaren Ton, poetisch und flapsig zugleich, durchzogen vom Aroma des Inseldialekts, zeichnet Antonela MaruSic (Übersetzung: Marie Alpermann) das Porträt eines Mädchens, das zwischen verschiedenen Welten heran- und in ihr eigenes Leben, auch in ihre eigene sexuelle Identität hineinwächst.