Mit "grammatischen Versen" sind in der von Werner Diem vorgelegten Studie keine Lehrgedichte zur arabischen Grammatik gemeint, sondern Verse, in denen Termini der arabischen Grammatik erscheinen, ohne dass damit Lehrzwecke verbunden sind. Es handelt sich um die Genres des Liebesgedichtes und des Lobgedichtes, aber auch um andere poetische Genres einschließlich obszöner Gedichte. Der Gebrauch grammatischer Termini als Stilmittel der manirierten Dichtung erlaubte deren mehr oder weniger ausgeprägte Verfremdung für ein gebildetes Publikum. Seinen Höhepunkt fand dieses Stilmittel im 14. Jahrhundert in der Poesie S¿afi¯y ad-Di¯n al-H¿illi¯s (st. 1349 n.Chr.) und Ibn Nuba¯tahs (st. 1366 n.Chr.), nachdem es von zahlreichen anderen Dichtern seit dem 9. Jahrhundert n.Chr. verwendet worden war.
Insgesamt sind über 30 Dichter im Korpus der Studie vertreten. Die hauptsächlichen Kontexte, in denen grammatische Termini erscheinen, sind Vergleich und Metapher einerseits und Doppelsinn ("tawriyah") andererseits. Die Belege werden in Form einer fiktiven "poetischen Grammatik" geboten, deren Aufbau einer üblichen arabischen Grammatik entspricht. Versehen werden diese Belege, deren Interpretation weitgehend schwierig ist, mit ausführlichen Kommentaren. Die grammatischen Termini sind durch einen Index erschlossen.