Ein Musikwissenschaftler tätschelt Hydranten, weil er sie für spielende Kinder hält. Eine 90jährige Frau bekommt plötzlich wieder Appetit auf junge Männer. Ein Student kann eine Zeitlang riechen wie ein Hund - und vermißt es, als es vorbei ist: Eine winzige Hirnverletzung, ein kleiner Tumult in der cerebralen Chemie, und Menschen geraten in eine andere Welt, in die Gesunde nicht vordringen. Oliver Sacks' Bestseller erzählt von ihnen in 24 faszinierenden Fallgeschichten.
«Oliver Sacks hat die medizinische Fallstudie zur literarischen Kunstform erhoben.»
DER SPIEGEL
In der titelgebenden Geschichte ist ein erfolgreicher Musikwissenschaftler
und Sänger an visueller Agnosie erkrankt, der sog. Seelenblindheit. Aufgrund
einer winzigen Verletzung in der rechten Gehirnhälfte kann Dr. P. die Gegenstände
nicht mehr erkennen und greift statt nach seinem Hut zum Gesicht seiner
Frau. Während im ersten Teil des Buchs Menschen vorgestellt werden, die
wie Dr. P. an einem spezifischen Verlust leiden, stehen im zweiten Teil
Patienten im Mittelpunkt, bei denen sog. neurologische Überschüsse vorliegen.
So erfährt beispielsweise Natasha K. im Alter von 89 Jahren einen Überschwang
an Gefühlen, der von Sacks als Neurosyphilis diagnostiziert und den Wünschen
der beschwingten Dame entsprechend nur gemäßigt, nicht aber vollständig
geheilt wird. In einem dritten Teil schildert Sacks seine Begegnungen mit
Menschen, die visionäre Fähigkeiten aufweisen oder deren Wahrnehmungen
sich plötzlich verändert haben, wie z. B. bei Stephen D., der eines Morgens
mit dem Geruchssinn eines Hundes erwacht. Der letzte Teil versammelt Geschichten
von Menschen mit geistigen Behinderungen und besonderen Fähigkeiten; Sacks
berichtet u. a. von seiner Behandlung geistig und körperlich retardierter
Zwillinge, die durch ihr phänomenales Zahlengedächtnis das Interesse von
Wissenschaft und Medien auf sich gezogen hatten. Neben der Schilderung
kurioser Krankheiten hebt Sacks die außerordentlichen Fähigkeiten hervor,
welche die Patienten unbewusst entwickelt haben, um ihre neurologischen
Defekte zu kompensieren. Im Vorwort zu seinem Buch schreibt er: >>Klassische
Sagen und Legenden sind von archetypischen Figuren, von Helden, Opfern,
Märtyrern und Kriegern bevölkert. Die Patienten eines Neurologen sind Verkörperungen
dieser Figuren.<< In Nachschriften zu den einzelnen Geschichten gibt Sacks
medizinische Erklärungen, sodass das Werk gleichermaßen als Kompendium
skurriler, authentischer Geschichten wie auch als populärpsychologisches
Sachbuch gelesen werden kann.